Ich bin 1958 geboren, ein geburtenstarker Jahrgang. Von unserer Realschulabschlussklasse hatten nur die Hälfte der Schülerinnen und Schüler eine Lehrstelle. Zum Glück waren wir auf dem „Dorf“ und gleich mehrere meiner Schulkollegen konnten im elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb eine Lehre machen. Ansonsten gingen die Jungs in die Handwerkerlehre und die Mädchen wurden Arzthelferin oder so ähnlich.
Zumindest ein Jahr später hatten alle einen Arbeitsplatz oder machten Abitur auf dem Fachgymnasium. So weit so gut, Die gute alte Zeit eben: es lebten in den Familien fast überall drei Generationen unter einem Dach. Jeder war für jeden da. Das Geld war knapp, Urlaub gab es selten. aber man kanntes es auch nicht anders.
Dann kam das sogenannte Wirtschaftswunder. Arbeitskräfte waren knapp, so dass auch die Frauen in die Fabriken geholt wurden. Aber Kindergärten für die Betreuung des Nachwuchses oder Pflegeheime für die Betreuung der Alten gab es noch nicht. Eine Folge war also, dass man keine Zeit mehr hatte, Kinder zu betreuen, also wurden keine Kinder mehr gezeugt. Als dann Kindergärten (Kinderkrippen gibt es noch nicht so lange) gebaut wurden und Erzieher:Innen ausgebildet wurden, war es schon zu spät. Dazu kam nämlich auch, dass man erkannte, dass man ohne Kinder mehr Geld hatte und mehr Zeit. Dieses nutzte man, um ein-, zwei- oder dreimal im Jahr in Urlaub zu fahren. An die spätere Rente dachte niemand.
Auch die Politik war hier eher halbherzig. Kindergeld und Kinderfreibetrag wurde zwar erhöht, aber das reichte nicht. Wenn es dann überhaupt Kindergartenplätze gab, wurden diese immer teurer.
Und heute: sind Plätze in der Kinderkrippe oder im Kindergarten für „Normalverdienende“ kaum noch bezahlbar. Da geht man dann doch lieber arbeiten statt Kinder zu zeugen.
Und was ist mit der Rente? Die ist sicher, sagten uns die Politiker wie Norbert Blüm – und wir glaubten daran! Aber die Renten konnten mit den Lebenshaltungskosten nie mithalten. Zudem wurden sie systematisch gesenkt. Man sollte sich selbst auch um die private Vorsorge kümmern. Diese Forderung kam für viele schon zu spät, andere verdienten einfach nicht genug, um privat vorzusorgen. Die Zeit der Armut war für viele Rentner angebrochen. Sozialhilfe, Hartz 4, Bürgerfeld oder Grundsicherung muss die Rente aufbessern, damit man seine Miete und Nahrungsmittel bezahlen kann.
Heute haben wir die Fehler der Politik der letzten 50 Jahre auszubaden. Zu wenige Kinder ergibt heute zu wenige Beitragszahler. Gleichzeitig ist es in Deutschland sehr teuer zu leben. Trotzdem wollen die „jungen“ Leute ihren Lebensstandart halten. Also wird weiterhin gearbeitet, es werden keine Kinder gezeugt und Zeit zur Pflege der Alten hat man auch nicht. Aber auch kein Geld und die Rente und Pflege der Alten zu bezahlen. Lieber fährt man weiter in Urlaub. Die Alten. so die Forderung der Jungen, sollen Abstriche von ihren Erwartungen machen, die Jungen kämpfen derweil um jeden Cent.
Ende September 2025 bezogen in Deutschland rund 755.300 Rentnerinnen und Rentner Grundsicherung zusätzlich zu ihrer Rente. Es ist davon auszugehen, dass viele dieser Menschen Kinder haben.
Eltern bringen locker 100.000 Euro auf, bis ihr Kind erwachsen ist und studiert hat. Früher gaben die Kinder dies ihren Eltern zurück, indem sie sie versorgt und gepflegt haben. Heute wollen die Jungen dies nicht mehr. Sind sie aus dem Elternhaus ausgezogen, vergessen sie ihre Eltern. Keine Zeit für die Eltern und auch kein Geld. Die Jungen (in der CDU) denken nur noch an sich selber…aber auch sie werden einmal alt.
Joachim Abel